Freitag, 2. Juni 2017

Das Berliner Team auf der Internationalen Tretbootregatta 2017

Wie jedes Jahr machte sich eine motivierte Schar Tretboottuner auf den Weg, dieses Mal in die Masuren, um die Berliner Flotte auf internationalem, flüssigen Parkett zu vertreten. Schon auf der letztjährigen Regatta in Wien kündete das Danziger Team an, die International Waterbike Regatta (IWR) 2017 auszurichten, was mit frenetischem Zuspruch aufgenommen wurde.



Das ganze Semester wurde intensiv an den Booten gearbeitet, wovon dieser Blog erneut nur wenig berichten konnte, waren doch die Ressourcen auf das Vorankommen an den vielfältigen Baustellen gerichtet und nicht auf das Schreiben der Artikel. Dazu später mehr.

Für Berliner Verhältnisse durchaus ungewöhnlich, mussten am Vorabend der Abfahrt keine letzten Handgriffe mehr unternommen werden, um unsere Flitzer fahrttüchtig zu machen - ein besonderer Verdienst langfristiger Planungen unserer Bootswarte. Am Dienstag konnte daher aufgeladen und am folgenden Morgen in aller Frühe beinahe pünktlich gestartet werden. Das Team hat sich zur Anreise auf zwei Autos und die Bahn aufgeteilt, um die Kosten gering zu halten.

In Iława angekommen, haben wir eine ungewöhnliche Boxengasse vorgefunden - statt einer umfangreichen Pavillonzeltstadt gab es eine Garage für Segelboote, in die die Bootstellflächen in tetrismeisterlicher Manier hineingepuzzelt wurden. Die engen Platzverhältnisse sorgten zwar beim Wassern der Boote ab und zu für einen erschwerten Hürdenlauf, insgesamt klappte aber alles ziemlich reibungslos.

Wettkampflich mussten wir jedoch einige Rückschläge hinnehmen, auch wenn der Lattenjammer wie jedes Jahr seinen Platz im unteren zweiten Drittel behaupten konnte. Nach über 35 Jahren in der wachsenden Konkurrenz (neue, schnellere Boote kommen jedes Jahr neu dazu, während die alten, langsamen Boote anderer Teams sukzessive zuhause gelassen werden) ist das ein sehr respektables Ergebnis.

Wie immer alles im Lot beim Lattenjammer
Bei GinGer hatte der Kapitän und Chefschrauber Matthias mit klemmender Verstellmechanik, gebrochenen Propellern, gerissenen Bowdenzügen, Kollisionsschäden an den sehr fragilen Auslegern und herausspringenden Lenkungszügen sein ganz eigenes Päckchen zu tragen. Vieles war reparierbar, einiges jedoch auch nicht und so endete GinGers Teilnahme noch während des Acceleration-Rennens. Der Pfahlzug konnte daher nicht mehr absolviert werden, was auch in die schließ- und endliche Platzierung hineinspielte.

Den GinGernauten wird nie langweilig
Aquilas Teilnahme erschien dieses Jahr vielversprechender. Nach fester eingeklebten Schienen, einem größeren Propeller, einem passenden Wellenbock und dem größeren Ruder sowie steiferen Getriebehaltern und neuen Riemenführungen sollte einer erfolgreichen Teilnahme nichts mehr im Wege stehen. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass sich Aquila für die Halbfinals in 100m Sprint und Slalom qualifizieren konnte. Leider verabschiedete sich an dieser Stelle auch die linke Pedalkurbel des Steuermanns. Eine ganztägige Odyssee zu den Schweißern dieser Stadt war tatsächlich früchtetragend - eine dauerhafte und unlösbare Verbindung wurde erreicht. Voller Zuversicht in das nächste Rennen startend, erwies sich sowohl die Fußkonstruktion des vorderen Tretbocks als auch die Klebung der Schienen als unterdimensioniert. Damit war klar, dass die IWR für Aquila nach nur zwei Disziplinen beendet sein würde. Dennoch konnte die verbleibende Zeit genutzt werden, um Pläne zur Verbesserung der Schwachstellen zu schmieden.

Aquila auf dem Weg zum Halbfinale

Das Berliner Gastgeschenk
Die allgemeine Laune wurde von diesen Rückschlägen nur teilweise getrübt, sodass am letzten Abend ausgelassen gefeiert und auch mit anderen Teams weiter Kontakte geknüpft werden konnten.

Das Treppchen:

1. Rektor (Team Danzig)
2. Karbonat (Team Istanbul, PRU)
3. Imperator / Reynold (beide Team Hamburg)

19. GinGer
26. Lattenjammer
31. Aquila



Die Medaillenausbeute, wenn man das so nennen kann
Der Sommer wird nun dazu genutzt, die Boote schnellstmöglich wieder lauffähig zu bekommen, um ausgiebige Probefahrten unternehmen zu können.

Süßwasserabenteurer

Während der Projektwerkstatt, in dessen Rahmen aus dem Konzept "TUBoot" unsere neueste Errungenschaft, Aquila, entstand, konnten wir von Kooperationen mit wichtigen Industriepartnern profitieren. Ohne die Materialspenden aber auch den persönlichen Einsatz von Herrn Brauer und seiner Mitarbeiter von Brauer-GfK aus dem Panketal wäre Aquila nie gelandet.

Auch darüber hinaus unterstützte uns das Team der cubefactory rund um Bernd Muschard mit ihrer Erfahrung im Bereich des Rapid-Prototyping. Durch dieses Fertigungsverfahren konnten wir unseren Wellenbock und auch die Getriebehalter kontinuierlich verbessern. Die Rohlinge aus Kunststoff mussten allein von ihrer Stützstruktur befreit werden und konnten so als Positivkern mit einer Lage Laminat verstärkt werden.

Für die Regatta in Eylau sollte auch der mechanische Wirkungsgrad des Antriebsstranges verbessert werden. So zogen wir alle Register und entfernten in Absprache mit dem Getriebesponsor Atek die Dichtungen aller Lagersitze. Ebenso konnten durch neue Gleitlager der Firma Igus die Lagerstellen der Verbindungs- und Abtriebswelle auf ein Minimum reduziert und überholt werden.

Der neue Propulsor.


Auch unsere Anreise zur Regatta wurde wieder von den Fachgebieten des Instituts für Land- und Seeverkehr gefördert. Das Fachgebiet Schienenfahrwege stellte ihren Transporter für Personen- und Bootstransport zur Verfügung. Vor allem die beiden Fachgebiete Dynamik Maritimer Systeme sowie Entwurf und Betrieb maritimer Systeme ermöglichten die Beantragung einer Exkursion und den Transport aller drei Boote durch die Bereitstellung eines weiteren Trailers. Für Arbeiten, die das Laminieren, Schneiden oder Bohren überstiegen und größere Maschinen erforderten, standen uns die Mitarbeiter der Fachgebietswerkstätten stets mit ihrer Erfahrung zur Seite. Besonders dank ihrer spontanen Bereitschaft kurz vor der Regatta konnten wir Detaillösungen des Antriebsstranges noch rechtzeitig umsetzen.

Für die bedingungslose Unterstützung möchten wir uns bei allen Sponsoren an dieser Stelle sehr herzlich bedanken. Wir hoffen sehr, dass sie uns weiter treu bleiben und auch in naher Zukunft mit gemeinsamem Engagement zum weiteren Tuning der Flotte beitragen möchten.

In diesem Sinne freuen wir uns auf einen erfolgreichen Sommer, in dem wir die Boote für neue Herausforderungen verbessern werden.

Für das Tretboot Tuning Team,
Felix Balzar und Gerrit Aßbrock

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